Mobbing: Hilfestellung und Informationen


Mobbing am Arbeitsplatz bedeutet für die Betroffenen eine gravierende Belastung. Oftmals gelingt es nicht, die Mobbing-Dynamik aus eigener Kraft zu aufzulösen, sodass die Weiterarbeit im Team unmöglich wird. Professionelle Beratung und Hilfe sind deshalb von grosser Wichtigkeit. Die Schweizer Mobbing-Zentrale bietet Hilfestellungen und professionelle Beratung an.

Was ist Mobbing?

Mobbing kann jeden treffen, da es meist situationsbedingt und unabhängig von bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen auftritt. Leider gibt es für Mobbing (noch) keine einheitliche, international durchgängig anerkannte Definition. Folgende Merkmale werden von Fachpersonen häufig angeführt:

-Schikanöse Handlungen, Kommunikationsverweigerung oder konfliktbelastete Kommunikation, durch die einzelne oder mehrere Personen direkt oder indirekt angegriffen werden.
-Die Handlungen erfolgen wiederholt, systematisch und dauern über einen längeren Zeitraum an. Dabei kann die Art der Angriffe immer wieder ändern.
-Die Angriffe gehen von Vorgesetzten und/oder Mitarbeitenden aus.
-Die betroffene Person nimmt die Handlung subjektiv als feindselig wahr. Es ist möglich, dass dies anfangs noch nicht der Fall ist und dass erst im Laufe der Zeit und rückblickend die negative Absicht erkannt wird.
-Ziel der Handlung kann sein, das Ansehen der angegriffenen Person zu schädigen, sie zu isolieren oder auszustossen.
-Die angegriffene Person gerät durch die Mobbing-Handlung in eine unterlegene Position.

Bekannt wurde der Begriff «Mobbing» durch die Veröffentlichungen des deutsch-schwedischen Arbeitspsychologen Heinz Leymann. Er unterschied 45 Mobbing-Handlungen, die fünf Bereichen zugeordnet werden können:

-Angriffe auf die Möglichkeiten, sich mitzuteilen (z.B. jemanden nicht ausreden lassen, unterbrechen, anschreien, Informationen vorenthalten) -Angriffe auf die sozialen Beziehungen (z. B. allgemeine Kontaktverweigerung, jemanden nicht grüssen, ignorieren, ausgrenzen, isolieren)
-Angriffe auf das soziale Ansehen (z. B. jemanden lächerlich machen, Gerüchte verbreiten, Sticheleien, Beleidigungen, abschätzige Bemerkungen)
-Angriffe auf die Qualität der Berufs- und Lebenssituation (z. B. Zuweisung schikanöser und erniedrigender Arbeiten, ungerechtfertigte Kritik, Entziehen wichtiger Aufgaben) -Angriffe auf die Gesundheit (z. B. Androhung oder Anwendung körperlicher Gewalt).

Ob es sich bei einer schwierigen Situation um Mobbing handelt oder nicht, ist nicht immer eindeutig. Nicht jedes Fehlverhalten ist eine bewusste Mobbing-Handlung. Um Mobbing zu erkennen, ist eine gesamthafte Betrachtung der Situation und deren Entstehung erforderlich.
Ausgangspunkt können alltägliche Differenzen sein, die zu Mängeln in der Arbeitsorganisation oder der Führung eskalieren. Es kann sein, dass der «Täter» oder die «Täterin» seine/ihre Interessen durch das «Opfer» bedroht sieht. Es beginnt häufig mit kleineren Vorfällen, bei denen es schwierig ist, zu entscheiden, ob es sich um ein Versehen oder um eine gezielte Attacke handelt. Die einzelnen Mobbing-Handlungen stellen für sich allein betrachtet oft keine gravierenden Vergehen dar und lassen verschiedene Interpretationen zu. Mit der Zeit häufen sich die Vorfälle und Schikanen. Dabei kann die Art der Angriffe immer wieder ändern. Deshalb sind nicht die einzelnen Vorkommnisse, sondern ihre Gesamtheit für die Beurteilung ausschlaggebend.
Die betroffene Person wird durch die wiederholten Angriffe zunehmend verunsichert. Manchmal realisiert sie erst relativ spät die Absicht hinter den Ereignissen. Mobbingopfer geraten oft in eine verzweifelte Situation. Sie leiden nicht nur unter den Angriffen, sondern laufen darüber hinaus Gefahr, als «schwierig» abgestempelt zu werden. Da die Angriffe von Aussenstehenden unbemerkt bleiben können, fehlt oft das Verständnis für das Mobbingopfer. Betroffene werden häufig als «nervig» erlebt, wenn sie wiederholt die Vorfälle zur Sprache bringen. Dies wiederum kann die Mobbing-Handlungen gerechtfertigt erscheinen lassen.
(Quelle: Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO), Mobbing und andere Belästigungen – Schutz der persönlichen Integrität am Arbeitsplatz (2016)).

Hier finden Sie Hilfe

Es ist leider eine Tatsache, dass es kaum jemandem alleine gelingt, eine echte Mobbing-Dynamik zu verlassen und gleichzeitig im Arbeitsteam verbleiben zu können.
Je früher eine betroffene Person zudem aktiv wird und Hilfe in Anspruch nimmt, desto besser stehen die Chancen, dass die Mobbing-Dynamik sich auflöst und die betreffende Person im Team bleiben kann. Deshalb arbeitet der SMPV mit dem Verein Mobbing-Zentrale Schweiz zusammen.
Die Mobbing-Zentrale bietet Mobbing-Betroffenen erste Hilfestellungen an. Bei einem ersten telefonischen Kontakt können rechtliche Information eingeholt werden, ebenso können schweizweit Adressen von Fachpersonen wie Ärzten, Rechtsanwälten und Theologen vermittelt werden. Dieses erste telefonische Gespräch ist in der Regel unentgeltlich.
Darüber hinaus hat sich die Mobbing-Zentrale zum Ziel gesetzt, die Interessen der Arbeitnehmenden gegenüber dem Arbeitgeber bei der Arbeitslosenversicherung, der Krankenkasse, der IV und allenfalls auch vor Gericht zu wahren, sowie Öffentlichkeitsarbeit für einen effizienten Rechtsschutz und für eine Verbesserung der Gesetzgebung im Bereich des Arbeitnehmerschutzes zu leisten.
Weiterführende Informationen finden Sie unter

www.mobbing-zentrale.ch

-Broschüre des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) mit weiteren Informationen rund ums Erkennen, Behandeln und Vorbeugen von Mobbing.
www.lch.ch/fileadmin/files/documents/Verlag_LCH/Merkblatt_Mobbing.pdf

-SECO, Mobbing und andere Belästigungen – Schutz der persönlichen Integrität am Arbeitsplatz http://seco.admin.ch -> Publikationen

Annette Dannecker